Bahnfahren gilt als eine der umweltfreundlichsten Arten zu reisen – besonders seit die Deutsche Bahn im Fernverkehr komplett auf Ökostrom umgestiegen ist. Seit Anfang 2018 werden alle ICE-, IC- und EC-Züge innerhalb Deutschlands ausschließlich mit Strom aus erneuerbaren Energien betrieben. Doch wie funktioniert das genau, woher kommt dieser grüne Strom, und welche Erfolge wurden in der CO₂-Bilanz bereits erzielt? In diesem Beitrag schauen wir uns den grünen Fernverkehr der DB genauer an und werfen auch einen Blick auf die Wettbewerber im deutschen Fernverkehr wie den ÖBB Nightjet und FlixTrain: Wie nachhaltig sind diese unterwegs? Gibt es dort ebenfalls Ökostrom-Angebote oder CO₂-Kompensation?
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100 % Ökostrom seit 2018 im DB-Fernverkehr
Einsteigen und klimafreundlich ankommen – dieses Versprechen setzt die Deutsche Bahn seit dem 1. Januar 2018 in die Tat um. An diesem Tag stellte die DB ihren gesamten innerdeutschen Fernverkehr auf Ökostrom um. Das bedeutet: Alle Fernzüge der Deutschen Bahn (ICE, Intercity und Eurocity) beziehen den benötigten Fahrstrom aus erneuerbaren Energiequellen. Sichtbar gemacht wurde der grüne Wandel durch einen Designwechsel: Viele ICE-Züge erhielten als Symbol für die Umweltfreundlichkeit einen grünen Zierstreifen (anstelle des traditionellen roten) sowie ein grünes Stecker-Symbol am Wagen – als Hinweis darauf, dass hier 100 % Ökostrom im Spiel ist.
Für die Deutsche Bahn ist dieser Schritt ein wichtiger Teil ihrer Klimaschutzstrategie. Sie unterstreicht damit ihr grünes Image und nimmt im Verkehrssektor eine Vorreiterrolle ein. Bereits 2020 überschritt der Ökostrom-Anteil am Bahnstrommix der DB erstmals die 60‑Prozent-Marke – Tendenz weiter steigend. Heute gelten die Bahn und speziell ihr Fernverkehr als äußerst klimafreundlich: Bezogen auf den Verbrauch pro Fahrgast verursacht eine Fahrt im ICE praktisch keine direkten CO₂-Emissionen mehr. Pro Personenkilometer fallen im elektrischen Fernverkehr weniger als 1 Gramm CO₂ an. Zum Vergleich: Ein Reisebus liegt bei rund 29 g, ein Pkw bei etwa 154 g und ein Flugzeug sogar bei über 200 g CO₂ pro Personenkilometer. Diese Zahlen machen deutlich, wie sehr Bahn und Umwelt im Fernverkehr im Einklang stehen – zum Vorteil fürs Klima.
Allerdings ist der Hinweis „100 % Ökostrom“ in der Praxis natürlich vor allem ein bilanztechnisches Konzept. Tatsache ist: Alle Züge – ob Fern- oder Regionalverkehr – nutzen dieselben Oberleitungen und damit physikalisch den gleichen Strommix. Die DB erreicht 100 % Ökostrom im Fernverkehr, indem sie bei ihrer Energietochter DB Energie genau so viel Strom aus erneuerbaren Quellen einkauft, wie ihre Fernverkehrszüge verbrauchen. Dieser Grünstrom wird ins Bahnnetz eingespeist und „verdrängt“ rechnerisch die entsprechende Menge an konventionell erzeugtem Strom. Mit diesem Modell kann die Bahn garantieren, dass jeder gefahrene Fernverkehrs-Kilometer durch erneuerbare Energie gedeckt ist – ein wichtiger Beitrag zur Energiewende, auch wenn im Fahrdraht selbst weiterhin ein Mischstrom fließt.
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Strom aus Wasser, Wind und Sonne: Woher kommt der Bahnstrom?
Erneuerbarer Bahnstrom kommt bei der Deutschen Bahn vor allem aus drei Quellen: Wasserkraft, Windenergie und Solarenergie. Einen großen Teil des grünen Fahrstroms bezieht die DB traditionell aus Wasserkraftwerken – viele davon in Deutschland, einige an den Landesgrenzen. Tatsächlich betreibt die Bahn sogar eigene Wasserkraftwerke: Zum Beispiel erzeugt das Kraftwerk in Bad Reichenhall bereits seit 1914 Bahnstrom aus Wasserkraft. In den letzten Jahren investiert die Bahn verstärkt in neue Ökostrom-Verträge: So kommen seit 2024 auch erhebliche Mengen Strom aus Nordsee-Windparks (z. B. Offshore-Anlagen wie „Amrumbank West“ oder „Nordsee Ost“) für den Bahnbetrieb. Gleichzeitig laufen Solarparks für die Schiene ans Netz – etwa eine große Photovoltaik-Anlage in Wasbek (Schleswig-Holstein), die seit 2023 direkt in das Bahnstromnetz einspeist, oder der Solarpark Gaarz in Mecklenburg, der bereits seit 2021 grünen Strom für DB-Züge liefert.
Dieser bunte Energiemix sorgt dafür, dass der Bahnstrom immer grüner wird. Aktuell stammen rund 70 % des Bahnstroms im DB-Netz aus Erneuerbaren, und dieser Anteil soll weiter steigen. Wichtig zu wissen: Die Versorgung mit Ökostrom im Fernverkehr ist vom TÜV SÜD zertifiziert. Die Bahn kauft dafür Herkunftsnachweise für Strom aus erneuerbaren Quellen (z. B. Windräder oder Solaranlagen). Nach Prüfungen durch das Umweltbundesamt werden diese Nachweise entwertet, sodass jede verbrauchte Kilowattstunde tatsächlich nur einmal als Ökostrom zählt. Für Fahrgäste bedeutet das: Wer im ICE oder IC sitzt, kann sicher sein, dass sein Zug grün fährt – zumindest im übertragenen Sinne.
Und was ist mit den wenigen Dieselstrecken im Fernverkehr? Nur etwa 2 % der DB-Fernverkehrsverbindungen werden noch mit Diesel-Lokomotiven befahren (zum Beispiel einige IC-Linien abseits elektrifizierter Hauptstrecken). Auch hier arbeitet die Bahn an grünen Lösungen: Diese Züge tanken inzwischen einen Biokraftstoff namens HVO (Hydrotreated Vegetable Oil). HVO wird aus biologischen Reststoffen hergestellt (ohne Nutzung von Anbauflächen für Nahrungsmittel) und reduziert die CO₂-Emissionen im Vergleich zu herkömmlichem Diesel um etwa 90 %. Damit fährt die Bahn auch dort, wo noch Fahrdrähte fehlen, so klimafreundlich wie möglich.
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Klimabilanz: Erfolge und Ziele der Deutschen Bahn
Die Umstellung auf Ökostrom im Fernverkehr zeigt messbare Erfolge in der Klimabilanz. Allein im ersten Jahr (2018) hat die Deutsche Bahn durch den grünen Strom im Fernverkehr rund 1,4 Millionen Tonnen CO₂ eingespart. Das entspricht in etwa dem jährlichen CO₂-Ausstoß von über einer halben Million Pkw. Jahr für Jahr vermeidet der Schienenverkehr in Deutschland große Mengen Treibhausgase – die Bahn gibt an, dass durch ihre Verkehrsleistungen pro Jahr insgesamt zweistellige Millionen-Tonnen CO₂ gegenüber anderen Verkehrsmitteln eingespart werden. Jeder Fahrgast, der vom Auto oder Flugzeug in den Zug wechselt, verbessert somit aktiv die eigene Klimabilanz.
Die Deutsche Bahn hat sich ambitionierte Klimaziele gesetzt. Bis 2030 will der Konzern seinen CO₂-Ausstoß (im Vergleich zu 2006) um 50 % reduzieren. Ein wichtiger Hebel dafür ist der weitere Ausbau des Ökostrom-Anteils: Der Bahnstrommix soll bis 2030 auf 80 % erneuerbar steigen. Spätestens 2038 möchte die DB den Bahnstrom vollständig aus grünen Quellen beziehen – das wäre gleichbedeutend mit einem klimaneutralen Zugbetrieb auf der Schiene. Darüber hinaus wurde das ursprüngliche Konzernziel vorgezogen: Bereits 2040 (statt wie früher geplant 2050) soll die Deutsche Bahn als Ganzes klimaneutral sein. Dieses Ziel umfasst nicht nur den Fahrstrom, sondern alle Bereiche – von Dieselverkehren über Gebäude bis zur Logistik. Bis es soweit ist, bleibt noch viel zu tun, aber der Trend stimmt: Mit jedem Prozent mehr Ökostrom und jeder eingesparten Tonne CO₂ rückt die Bahn ihrem Klimaschutzziel näher.
Noch ist die Bahn nicht am Ende ihrer grünen Reise – aber sie ist heute schon Deutschlands größter Ökostrom-Nutzer und gehört in der Transportbranche zu den Vorreitern in Sachen Klimafreundlichkeit. Der Slogan „Unsere Züge fahren mit 100 % Ökostrom“ mag marketingwirksam sein, doch er hat Substanz: Die Nachfrage der DB schafft Investitionen in erneuerbare Energien und reduziert effektiv die Umweltbelastung des Bahnfahrens.
FlixTrain: Grüner Wettbewerb auf der Schiene?
Neben der Deutschen Bahn mischt seit einigen Jahren auch FlixTrain den Fernverkehr in Deutschland auf. Der private Anbieter, bekannt für seine grünen Fernbusse, betreibt auf ausgewählten Strecken günstige Fernzüge. Wie sieht es hier mit der Energie und Umwelt aus? Interessanterweise hat FlixTrain von Anfang an mit Nachhaltigkeit geworben: Seit dem Start 2018/2019 sollten alle FlixTrain-Züge mit 100 % Ökostrom fahren. Der Bahnstrom wurde über Partner wie Greenpeace Energy (heute Green Planet Energy) bzw. NATURSTROM bezogen – Strom also, der aus deutschen und österreichischen Wind- und Wasserkraftanlagen stammt. Damit positionierte sich FlixTrain als erster deutscher Zuganbieter, der komplett auf erneuerbaren Strom setzt, und wollte sich als grüne Alternative zur DB präsentieren.
Allerdings gab es jüngst eine Änderung: Seit 2023 bezieht FlixTrain keinen reinen Ökostrom mehr. Aufgrund stark gestiegener Energiekosten hat das Unternehmen den exklusiven Einkauf von grünem Strom vorerst eingestellt. Das heißt, die markanten grünen Züge fahren aktuell mit dem regulären Bahnstrommix, der zwar wie erwähnt zu einem großen Teil erneuerbar ist, aber nicht vollständig. Für umweltbewusste Fahrgäste bietet FlixMobility (die Muttergesellschaft von FlixTrain und FlixBus) immerhin an, den CO₂-Ausstoß zu kompensieren: Beim Ticketkauf kann man einen freiwilligen Beitrag leisten, der via Klimaschutzprojekte (z. B. über die Organisation atmosfair) die eigenen Emissionen ausgleicht. Rund 10 % der Fahrgäste nutzen diese Option bereits, Tendenz steigend.
FlixTrain hat angekündigt, langfristig weiterhin eine geringe Umweltbelastung anzustreben. Der Konzern FlixMobility hat sogar das Ziel formuliert, bis 2030 klimaneutral zu sein – entweder durch emissionsfreie Antriebe oder vollständige Kompensation. Das würde bedeuten, dass auch FlixTrain in Zukunft wieder grüner unterwegs sein könnte, sei es durch erneuten Bezug von Ökostrom oder durch andere Technologien. Aktuell jedoch hat im direkten Vergleich die Deutsche Bahn einen Vorteil: Ihre Fernzüge sind bereits heute zu 100 % grün betrieben, während FlixTrain (aus Kostengründen) einen Schritt zurück gemacht hat. Nichtsdestotrotz bleibt auch eine Fahrt mit dem FlixTrain deutlich umweltfreundlicher als eine Autofahrt oder ein Flug, allein schon durch die hohe Energieeffizienz der Schiene. Wer mit FlixTrain reist, spart im Vergleich zu Auto oder Flug ebenfalls erhebliche CO₂-Mengen ein – nur eben nicht ganz so viel wie mit einem DB-Ökostrom-Zug.
ÖBB Nightjet: Nachts unterwegs mit erneuerbarer Energie
Ein weiterer Akteur im deutschen Fernverkehr ist der ÖBB Nightjet der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB). Diese Nachtzüge verbinden deutsche Städte mit Zielen in Österreich, der Schweiz, Italien und weiteren Ländern. Auch hier stellt sich die Frage: Wie umweltfreundlich sind die Nachtzüge, und setzen sie ebenfalls auf grünen Strom?
Die Antwort fällt positiv aus: Die ÖBB fahren seit 2018 mit 100 % grünem Bahnstrom – ganz ähnlich wie die Deutsche Bahn im Fernverkehr. In Österreich betreibt die ÖBB-Infrastruktur ein eigenes Bahnstromnetz mit einem sehr hohen Anteil erneuerbarer Energie. Der Strom für die Züge stammt überwiegend aus Wasserkraft. Die ÖBB verfügen über mehrere eigene Wasserkraftwerke und decken damit einen großen Teil ihres Energiebedarfs selbst. Durchschnittlich rund 90 % des österreichischen Bahnstrommixes entfallen auf Wasserkraft, ergänzt durch Wind- und Solarenergie. Tatsächlich hat die ÖBB in den letzten Jahren innovative Projekte gestartet, etwa die weltweit erste Bahnstrom-Windkraftanlage, die direkt in die Oberleitung einspeist, sowie den Ausbau von Photovoltaik auf Bahnhofsdächern und Lärmschutzwänden.
Für Nightjet-Reisende bedeutet das: In Österreich und den meisten von ÖBB betriebenen Abschnitten fährt der Zug mit reinem Ökostrom. Wenn ein Nightjet auf deutschen Strecken unterwegs ist, bezieht er zwar technisch den Strom aus dem deutschen Netz, jedoch kann man davon ausgehen, dass die ÖBB auch hier Wert auf grüne Energie legt bzw. entsprechende Zertifikate erwirbt. Zudem sind die Züge selbst modern und energieeffizient. Die ÖBB haben neben dem Bahnstrom auch ihren stationären Stromverbrauch (Bahnhöfe, Büros, Werkstätten) seit 2019 komplett auf erneuerbare Energien umgestellt. Damit ist der Nightjet in Summe eine sehr klimafreundliche Reiseoption für Nachtfahrten quer durch Europa.
In puncto Klimaziele ist die ÖBB ebenfalls sehr ambitioniert: Bis 2030 soll der gesamte Mobilitätssektor der ÖBB (also Bahnverkehr, inklusive Nightjet) klimaneutral betrieben werden. Der ÖBB-Konzern peilt an, spätestens zwischen 2040 und 2050 komplett CO₂-neutral zu sein. Diese Ziele untermauern unseren Eindruck, dass man im Nightjet tatsächlich mit gutem Gewissen reisen kann. Wer nachts im Schlafwagen liegt, kann beruhigt sein, dass zumindest der Strom, der den Zug zieht, die Umwelt so wenig wie möglich belastet.
Fazit: Umweltfreundlich unterwegs auf der Schiene
Der Vergleich zeigt: Grüner Fernverkehr ist in Deutschland keine Zukunftsmusik mehr, sondern gelebte Realität. Die Deutsche Bahn hat mit 100 % Ökostrom im Fernverkehr einen großen Schritt unternommen, um Reisen per Zug noch umweltverträglicher zu machen. Die positiven Effekte auf die CO₂-Bilanz sind enorm und unterstützen die nationalen Klimaschutzziele. Aber auch die Konkurrenz schläft nicht: Ob FlixTrain mit seinen (anfänglich) grünen Zügen oder der ÖBB Nightjet mit traditionell erneuerbarem Bahnstrom – nachhaltige Mobilität spielt überall eine zentrale Rolle. Zwar setzt die DB aktuell den Maßstab, indem sie fest auf Ökostrom setzt und damit werbewirksam punkten kann. Doch langfristig ziehen die anderen nach, sei es durch eigene Ökostrom-Strategien oder durch Kompensationsmodelle.
Für uns Fahrgäste, insbesondere diejenigen mit Fokus auf Nachhaltigkeit, sind das gute Nachrichten. Bahnreisen schonen das Klima – und je mehr grüner Strom in den Oberleitungen fließt, desto besser wird diese Bilanz. Wer heute in Deutschland im Fernzug sitzt, kann sich darauf verlassen, deutlich klimafreundlicher unterwegs zu sein als mit Auto oder Flugzeug. Und dank der 100 % Ökostrom bei der Deutschen Bahn sowie vergleichbarer Initiativen bei Nightjet & Co. wird die Schiene ihrer Rolle als grünes Verkehrsmittel mehr denn je gerecht.
Kurz gesagt: Umweltbewusst reisen heißt 2018ff. vor allem, den Zug zu nehmen – und das mit gutem Gewissen, weil die Eisenbahn immer grüner wird. So macht Fernreisen Spaß, ohne dass die Umwelt auf der Strecke bleibt.
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