Auch wenn der Zug als sicherstes Verkehrsmittel dient: Auch die berühmten Schweizer Bahnen blieben in ihrer Geschichte nicht von Unglücken und Katastrophen verschont.

Unglück Glacier Express - Unfall 2010 bei Fiesch

In diesem Beitrag lesen Sie eine Analyse zum Unglück des Glacier Express 2010, auf der Albulabahn von Glacier Express und Bernina Express im Jahr 2014 und eine Chronologie der Unglücke aller Schweizer Bahnen seit 2000.

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30 Verletzte auf der Matterhorn-Gotthard-Bahn 2017

Am 11. September 2017 wurden 30 Menschen bei einem Zugunfall in der Schweiz verletzt. Der Unfall ereignete sich beim Rangieren der Lokomotive eines Zuges der Matterhorn-Gotthard-Bahn. An Bord der fünf Waggons waren rund hundert Passagiere. Offenbar war eine Weiche falsch gestellt, als die Lok – stat auf das Nachbargleis – auf die stehenden Waggons krachte.

Zugunglück Tiefencastel, Albulabahn 2014

Unfall Albulabahn Glacier Express Bernina Express - Unglück 2014 bei Vaz
Unfall der Albulabahn 2014 bei Vaz.

Auf der vom Glacier Express und dem Bernina Express befahrenen Albulabahn kam es am 13. August 2014 zu einem dramatischen Erdrutsch, als dessen Folge drei Waggons entgleisten. An der Unglückstelle bei Tiefencastel in Graubünden stürzte ein Waggon gar den Hang hinab.

Vorausgegangen waren entlang der Strecke der Rhätischen Bahn (RhB) schwere Regenfälle. Laut der Hydrodaten des Bundesamts für Umwelt führte die Albula bei Tiefencastel 132,73 Kubikmeter Wasser pro Sekunde. Seit Messbeginn im Jahr 1921 wurde noch nie ein so hoher Pegel gemessen. Der Höchststand wurde kurz nach dem Zugunglück erreicht.

200 Menschen befinden sich an Bord des Zuges der Rhätischen Bahn, als der Erdrutsch viel Geröll und Erde auf die Strecke befördert. Der Zug – angetrieben von einer Lok mit der Aufschrift „Glacier Express“ – fährt gegen 12.45 Uhr auf die Lawine aus Schlamm, Schutt und Gestein auf.

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Der erste Waggon nach der Lokomotive stürzt den Abhang hinab. Der zweite Waggon hängt über dem Abgrund. Direkt unterhalb der Unfallstelle befindet sich ein Stausee.

Wir dachten sofort, dass etwas passiert sein muss“, beschreibt eine Reisende ihre Erinnerungen an die ersten Sekunden nach dem Aufprall laut eines Medienberichts. Die Insassen des halb von der Trasse gesprungenen Wagens werden aufgefordert, sich in den hinteren Zugteil zu begeben, um zu verhindern, dass die Waggons endgültig in die Schlucht rutschen. „Wir sahen die Waggons dort hängen“, sagt eine Augenzeugin.“Wir hatten richtig Angst.“

Polizei und Rettungskräfte brauchen insgesamt drei Stunden, um alle Passagiere zu bergen. Wie durch ein Wunder sind keine Todesopfer zu beklagen. Insgesamt werden elf Reisende verletzt, fünf davon schwer.

Glacier Express Unfall 2010: Die Katastrophe von Fiesch

Am 23. Juli 2010 kommt es zum folgenschwersten Unfall eines Glacier Express. Der Glacier Express 906 ist mit Panoramawagen voll besetzt unterwegs von Zermatt am Matterhorn nach St. Moritz in Graubünden. Zwischen den Stationen Lax und Fiesch im Goms besteht in einer engen Kurven eine Geschwindigkeitsbeschränkung: Maximal 35 Stundenkilometer sind hier erlaubt.

Der Lokführer hält sich an die Geschwindigkeitsbeschränkung, bis er mit der Lok das Aufhebungssignal vor einem Viadukt überquert. Dann beschleunigt er den Zug derart stark, dass die letzten Waggons bereits mit 56 km/h den Langsamfahrbereich verlassen. Aufgrund der Fliehkraft entgleisen im 11.50 Uhr die letzten drei Waggons des Glacier Express, davon ein Speisewagen.

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Zwei Waggons kippen um, der Speisewagen wird von einem Mast aufgefangen. Eine 64-jährige Japanerin kommt ums Leben, 42 Personen werden verletzt, 12 von ihnen schwer. 28 der Verletzten stammen aus Japan.
Im Januar 2011 veröffentlicht die unabhängige Unfalluntersuchungsstelle Bahnen und Schiffe (UUS) den Bericht zum Unfall des Glacier Express. Dabei wird die zu frühe Beschleunigung des Lokführers als einzige Ursache genannt, es wurden keine Maßnahmen vom Bahn-Betreiber, der Matterhorn-Gotthard-Bahn, gefordert. Die Simulation habe bezeigt, dass die Wagons bis zu 52 km/h vertragen hätten, ohne umzukippen. Der komplette Bericht ist unter www.uus.admin.ch abrufbar.

Chronologie: Alle Unglücke seit 2000

Nachfolgend eine Chronologie aller Schweizer Bahnunglücke seit 2000.

  • 13. August 2014: Ein Zug der Rhätischen Bahn fährt bei Tiefencastel (Graubünden) auf einen Erdrutsch auf. Ein entgleister Waggon bleibt in einem Steilhang im Wald hängen. Elf der 200 Passagiere werden verletzt, fünf davon schwer. (siehe oben)
  • 11. August 2014: Auf einem unbeschrankten Bahnübergang in Wolfenschiessen kollidiert ein Kleinbus mit einem Schnellzug der Zentralbahn. Drei israelische Touristen werden getötet und fünf weitere schwer verletzt.
  • 15. Dezember 2013: Im Bahnhof Bern-Wankdorf werden zwei Schwestern bei einem Gerangel auf dem Perron von einem durchfahrenden Zug erfasst und getötet.
  • 25. November 2013: Ein Regionalzug der Matterhorn-Gotthard Bahn stößt bei Mörel auf einem unbewachten Bahnübergang mit einem Lieferwagen zusammen und entgleist. 11 Passagiere werden verletzt.
  • 29. Juli 2013: Bei der Frontalkollision zweier Regionalzüge in Granges-près-Marnand kommt einer der Lokführer ums Leben. 25 Personen werden verletzt. Einer der Lokführer hatte ein Rotlicht überfahren.
  • 13. Juli 2013: Im Bahnhof Zürich-Oerlikon kippt ein Baukran auf einen einfahrenden Personenzug und beschädigt zwei Doppelstockwagen.
  • 10. Januar 2013: In Neuhausen stoßen ein SBB-Doppelstockzug und eine Thurbo-Komposition zusammen. Der Thurbo-Lokführer hatte ein Haltesignal missachtet. 26 Passagiere werden leicht verletzt.
  • 6. Oktober 2011: Beim Zusammenstoss zweier S-Bahn-Züge in Olten wird einer der Lokführer schwer verletzt; eine reisende Person trägt leichte Verletzungen davon.
  • 8. August 2011: Bei der Kollision eines SBB-Regionalzugs und einer Güterlokomotive werden in Döttingen AG zwei Personen schwer und 20 weitere leicht verletzt.
  • 23. Juli 2010: Bei der Entgleisung eines «Glacier Express» kurz vor Fiesch VS kommt eine japanische Touristin ums Leben. 42 Personen werden verletzt. (siehe oben)
  • 17. Mai 2006: Bei einem Bauzug versagen zwischen Frutigen und Spiez BE die Bremsen. Er wird auf einen in Thun stehenden Bauzug geleitet, drei Menschen sterben.
  • 24. Feb. 2004: Beim Zusammenstoß zwischen einem Bauamtsfahrzeug und einem SBB-Regionalzug in Walterswil werden zwei Arbeiter getötet.
  • 24. Okt. 2003: Bei der Kollision zweier Schnellzüge im Bahnhof Zürich-Oerlikon wird eine Person getötet, 45 erleiden Verletzungen. Grund war ein Bremsversagen beim nach Schaffhausen fahrenden Zug.
  • 7. Aug. 2003: 64 Menschen werden beim Zusammenstoß zweier Züge der Berner Oberland Bahnen (BOB) in Gsteigwiler verletzt; später stirbt ein Schwerverletzter. Ein Lokführer hatte ein Rotlicht überfahren.

Einen bebilderten Überblick gibt es hier.

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